Die Auslöschung der Mary Shelley by Buhl Marc

Die Auslöschung der Mary Shelley by Buhl Marc

Autor:Buhl, Marc [Buhl, Marc]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Die Hölle Development AG
veröffentlicht: 2014-09-22T22:00:00+00:00


35

Sie war so aufgewühlt, dass sie sich nicht wehrte, als Frank vorschlug, sie nach Hause zu bringen. Sie würde sich in den Quantencomputer einloggen und die Programmierung anpassen. Aber nach allem, was passiert war, wusste sie, dass das nicht so einfach möglich sein würde.

„Alles okay?“

Frank sah sie mit besorgtem Blick an.

„Wie hast du mich gefunden?“, fragte sie.

Er schüttelte den Kopf.

„Das war nie ein Problem. Ein Problem ist, dass du nicht auf meine Anrufe reagierst. Können wir reden?“, fragte er.

Sie kurbelte das Seitenfenster seines Mercedes 90 SL runter, an dem er genauso viel herumschraubte wie an seinen Flugzeugen. Neben ihnen fuhr ein Bus. Es stank nach Diesel und Bremsbelägen.

„Was ist das für ein Typ?“, fragte Frank. „Der sieht schlimmer aus als alle anderen, mit denen du unglücklich warst.“

„Was willst du?“, fragte sie. „Warum schnüffelst du mir hinterher? Doch nicht, weil dich meine Beziehungen interessieren.“

„Ich mache mir Sorgen um dich. Und Sorgen wegen dem, was du mit dem Computer angestellt hast.“

„Das hast du mir schon gesagt. Vielen Dank. Gibt’s auch etwas Neues?“

Er sah dem Bus hinterher, als überlegte er, was er sagen sollte.

„Ich habe Powell informiert. Wir müssen in die Firma. Sofort.“

Ihr erster Impuls war, ihn zu schlagen.

Er hatte schon oft mit ihr diskutiert und gestritten, aber er hatte noch nie gegen sie gehandelt. Das war das erste Mal. Damit hatte er eine Schwelle überschritten.

„Was hast du ihm gesagt?“

„Alles, was ich weiß.“

Mary sah zum Fenster hinaus, während Frank auf den Central Freeway auffuhr. Auch das noch. Der Quantencomputer geriet außer Kontrolle und Frank fiel ihr in den Rücken.

„Mary, hör mir zu. Ich weiß, was du denkst. Aber ich will nicht, dass dir etwas passiert. Ich habe alle Spuren gelöscht, die auf dich hindeuten. Logovski ist jetzt der Schuldige. Er trägt die Verantwortung.“

Wenigstens hatte er sie aus dem Schussfeld genommen. Das bedeutete Zeitgewinn. Zeit, um einen Weg zu finden, wie sie an die Programme des Quantencomputers herankommen konnte.

„Und was sagt Powell?“

„Powell ist nicht mehr wichtig. Wichtig ist, was die NSA dazu sagt.“

„Die Agency weiß Bescheid?“

Es wurde immer schlimmer.

„Ich dachte, dass wir uns einig sind: Niemals mit der NSA kooperieren oder einem anderen Geheimdienst.“

„Denkst du wirklich, irgendjemand hätte das noch in der Hand? Diese Sache geht jetzt ihren Gang. Und niemand kann das stoppen. Außer dem Präsidenten.“

„Der NSA?“

„Der USA.“

Sie blieb einen Moment stumm und beruhigte ihren Atem. Sie dankte ihrem Trainer für die Anweisungen zur Mediation. Frank sollte ihm auch danken. Ohne die Belehrungen hätte er jetzt eine gebrochene Nase. Mindestens. Als Frank das Ende eines Staus erreichte und den Wagen zum Stehen brachte, stieg Mary mitten auf dem Freeway aus.

„Mary, mach keinen Blödsinn. Wo willst du hin?“

Sie antwortete nicht. Irgendjemand hupte. Es war ihr egal. Sie erreichte den Seitenstreifen und lief bis zur nächsten Ausfahrt. Frank hatte sie verraten. Ihr Zwillingsbruder. Jetzt würde sie niemandem mehr vertrauen können. Seit Logovski tot war, stand sie alleine da. Das war ihr noch nie so bewusst geworden wie in diesem Moment. Keiner mehr da, um zu reden. Mit einer Ausnahme. Der Einzige, der noch blieb, war kein Mensch, sondern eine Maschine.



Download



Haftungsausschluss:
Diese Site speichert keine Dateien auf ihrem Server. Wir indizieren und verlinken nur                                                  Inhalte von anderen Websites zur Verfügung gestellt. Wenden Sie sich an die Inhaltsanbieter, um etwaige urheberrechtlich geschützte Inhalte zu entfernen, und senden Sie uns eine E-Mail. Wir werden die entsprechenden Links oder Inhalte umgehend entfernen.